Review: PediaPress - Wikipedia für Internetausdrucker
In Vorbereitung auf einen Urlaub in Ägypten wollte ich mir Wikipedia-Artikel über die Geschichte des Landes und geplanter Ausflugsziele organisieren. Meine ursprüngliche Idee war die Artikel in epub-Dateien zu konvertieren um diese "Hitchhikers Guide"-mässig als Enzyklopädie auf meinem Ebook-Reader immer dabei zu haben.
Leider ist es mit nicht wenig Nachbearbeitung verbunden aus einer heruntergeladenen Webseite oder mit copy-paste und einer entsprechenden epub-Software (z.B. Sigil oder Calibre) eine Datei anzufertigen, die auch einigermassen benutzbar ist, von Fotos und Graphiken gar nicht zu sprechen.
Nun bietet Wikipedia seit einiger Zeit einen Buchgenerator, mit dem man "ein Buch aus beliebigen Wikiseiten erstellen [... und ...] in unterschiedlichen Formaten exportieren (beispielsweise PDF oder ODF)" können soll. Ich hatte sogar Berichte gefunden, dass es damit möglich sei auch epub-Dateien zu erzeugen. Sobald man auf der Buchgenerator-Seite die Funktion aktiviert hat, kann man beliebige Artikel per Mausklick markieren und kann auf eine Übersichtsseite wechseln. Dort kann man die Reihenfolge der Artikel per drag-and-drop anpassen und Kapitel einführen. Ist man fertig, kann man den Export starten.
Leider stand zum Zeitpunkt als ich die Funktion nutzen wollte (ca. 22. Februar 2015) nur noch PDF als Export zur Auswahl. Und der ist bei mir stets mit einer Fehlermeldung gescheitert. Man kann sich aber auch über einen kostenpflichtigen Dienst der Firma PediaPress GmbH in Deutschland das zusammengestellte Buch ausdrucken lassen.
Auch wenn ich mich durch die fehlerhafte Exportfunktion ein wenig genötigt fühlte, habe ich das dann doch ausprobiert und schliesslich bestellt. Auf der PediaPress-Webseite kann man seinem Buch einen Titel und Untertitel geben, einen "Editor"-Namen angeben und eine Widmung verfassen. Auch kann man zwischen etwa einem dutzend verschiedenen Cover-Farben wählen und eines der Bilder aus den gewählten Artikeln als Coverbild auswählen.
Der Preis wird anhand der Anzahl Seiten berechnet. Wählt man zudem die Optionen Hardcover oder Farbdruck, verdoppelt, respektive verdreifacht, sich der Preis.
Mein Ägypten-Buch ist letzte Woche eingetroffen und ich bin mit der Qualität sehr zufrieden:
Wie man sieht habe ich mir die Optionen Hardcover und Farbe geleistet. Die Druckqualität ist absolut mit der vom "Grossverlag" vergleichbar. Ich habe da schon sehr schlecht gerasterte Druckbilder bei im "Selbstverlag" oder über Amazon Print on Demand erschienenen Büchern gesehen. Tabellen werden ebenfalls sauber übernommen.
Die Fotos sind wenn möglich auf Seitenbreite oder etwas stärker verkleinert und daher meist in sehr guter Qualität. Einzelne Bilder sind pixelig, weil deren Ursprungsgraphiken nur eine sehr kleine Auflösung haben.
Der automatische Textsatz erledigt einen sehr guten Job: Pro Seite hat es nie mehr als zwei Bilder. Die Bilder werden teilweise etwas verschoben um am Anfang einer Seite zu stehen. Selten findet man drei Bilder nacheinander, welche dann auf eineinhalb Seiten verteilt werden. Einige kleinere Bilder werden im Text zwischen zwei Absätzen dargestellt.
Die Fussnoten aller Artikel werden am Ende des Buches in ein Gesamtfussnoten-Verzeichnis zusammengefasst. Link-Unterstreichungen gibt es keine, die würden in einem gedruckten Buch ja auch keinen Sinn machen. Ebenfalls am Ende des Buches ist eine Quellen- und Autorenliste zu allen Artikeln zu finden. Für alle Bilder gibt es eine separate Quellen-, Autoren und Lizenzliste. Es folgt noch ein Abdruck der Creative Commons und GNU Free Documentations Lizenz und ein Schlagwort-Index.
Seine Grenzen erreicht der Textsatz bei gemischten Arabischen und lateinischen Texten. Solange das Arabische auf einem eigenen Absatz steht funktioniert es gut. Steht das arabische Wort jedoch innerhalb eines Absatzes aus lateinischen Buchstaben, scheint es bei den Zeichen vor dem Wort zu Zeichen-Verdrehungen zu kommen. Vermutlich hat das System Mühe mit den Wechsel von links-nach-rechts auf rechts-nach-links und wieder zurück (Arabisch wird wie Hebräisch von rechts nach links geschrieben).
Gänzlich unterschlagen hat der Textsatz die ägyptischen Hieroglyphen die in den meisten Artikel-Köpfen der Sehenswürdigkeiten vorkommen. Diese werden auf der Wikipedia mit Tabellen und kleinen Graphiken zusammengetrickst. Vor solchen inline-Tabellen hat die Software wohl lieber kapituliert als etwas unleserliches zu produzieren.
Was mir beim Zusammenstellen etwas Bauchweh bereitet hat, war die Editor/Herausgeber-Beschriftung, welche ich schliesslich mit "Wikipedia" befüllt habe. Vom Formular-Beschrieb her und der Darstellung auf dem Buch ist diese deutlich als "Autor" zu verstehen. Da ich die Artikel ja nicht geschrieben, sondern bloss ausgewählt habe mochte ich da nicht meinen Namen stehen haben. Wie ich anhand des PediaPress-Katalogs sehe, bin ich nicht der einzige der dort etwas anderes als seinen Namen angegeben hat.
Zusammengefasst lässt sich zum Service sagen:
Pro:
- Sehr gute Druck-Qualität
- Preis je nach Budget und Bedarf anpassbar
- Lieferung innert 2 Wochen
- Korrekte Lizenzierung innerhalb des Buches
Contra:
- Wenn man mit dieser Funktion elektronische Dokumente erstellen könnte, würde sich der Druck erübrigen
- Schnell ist ein umfangreiches Buch zusammengeklickt, entsprechend hoch ist dessen gedrucktes Gewicht
- Die Urheberschaft des Buches kann bei oberflächlicher Betrachtung irreführend sein
Auf jeden Fall freue ich mich schon auf die Reise und bin gespannt wie nützlich mir dieses "massgeschneiderte" Buch sein wird.
Zu verkaufen...
Meine Firma verkauft derzeit einiges an Büromaterial und Server-Zubehör. Vielleicht ist auch etwas für Dich dabei?