Interview mit Julia Neigel: "Die GEMA ist der einzig wahre Vertreter der Urheber" - giga.de/unternehmen/gema/news/…
Jule Neigel beklagt "Propaganda" der Piratenpartei - heise.de/tp/blogs/6/152483
"Schlageroma" an "Gothikopa" - heise.de/tp/blogs/6/152491
Fullquote aus einer Diskussion auf Telepolis (hervorhebung von mir) - heise.de/tp/blogs/foren/S-Re-S…
Mrothyr schrieb am 30. Juli 2012 11:47> amb_kosh schrieb am 30. Juli 2012 10:56
>
> langweilig und ermüdend, weil es zu nichts führt. Aber so lange sich
> jeder persönlich angegriffen fühlt und sein riesiges Ego raushängen
> lässt, ist es sehr schwer hier was zu ändern.
Na das war doch schon bei Metallica damals so. Die Content-Mafia
(sic!) sucht sich ein paar ehemals stark gespielte "Künstler" (mein
Gott, von Jule Neigel hab ich irgendwann in den 90ern das letze Mal
was wirklich Bekanntes gehört, muß auch so in der Zeit des schwarzen
Albums von Metallica gewesen sein), die für sie die Mietfressen
spielen (bei Kramm ist es wenigstens nachvollziehbar, daß er auch im
Label- und Produzentengeschäft mit drinsteckt und dort tatsächlich in
eigener Sache diskutiert). Diese bekommen dann vorgefertigte Floskeln
geliefert, wie zum Beispiel den Begriff des "geistigen Eigentums", zu
dem schon unsere Regierung in den 60ern des vorigen Jahrhunderts
sagte:
"...ist insbesondere aus Kreisen der Urheber eingewandt worden, das
Urheberrecht müsse als sogenanntes geistiges Eigentum dem
Sacheigentum gleichgestellt werden und dem Urheber eine unbeschränkte
Herrschaft über sein Werk gewähren. Hierbei wird jedoch verkannt, daß
zwischen dem Sacheigentum und dem Urheberrecht grundsätzliche
Unterschiede bestehen. Sinn des Sacheigentums ist es, dem Eigentümer
die alleinige Herrschaft über die ihm gehörende Sache zu geben, damit
er andere von der Benutzung ausschließen kann. Urhebergut ist dagegen
seinem Wesen nach Mitteilungsgut. Ein Geisteswerk soll gerade -
jedenfalls von dem Augenblick an, in dem der Urheber es
veröffentlicht hat - in seinem Gedanken- oder Gefühlsinhalt möglichst
vielen anderen Menschen zugänglich gemacht werden. Im Gegensatz zum
Sacheigentum ist das Urheberrecht also letztlich nicht dazu bestimmt,
andere von der Benutzung des Werkes auszuschließen. Es soll vielmehr
in erster Linie dem Urheber die rechtliche Grundlage dafür geben, Art
und Umfang der Benutzung seines Werkes zu überwachen und aus dessen
Verwertung Einnahmen zu erzielen. Die Folgerung, die aus der
Gleichstellung des "geistigen Eigentums" mit dem Sacheigentum gezogen
wird, daß nämlich jede sachliche Beschränkung des Urheberrechts -
auch im Interesse der Allgemeinheit - mit der Rechtsnatur des
Urheberrechts nicht vereinbar sei, ist hiernach nicht berechtigt..."
Bundesdrucksache IV/270
Nein, Frau Neigel, es gibt kein geistiges Eigentum. Wenn sie etwas
veröffentlichen ist es öffentlich - sie haben Anrecht auf adäquate
Entlohnung, aber nicht auf Verbreitungskontrolle. Und die Kritik
entzündet sich nicht daran, daß Urheber entlohnt werden - sie
entzündet sich daran, daß die als Entlohnungsmechanismen gedachten
Regulierungen den aktuellen Bedürfnissen der Konsumenten nicht mehr
angepaßt sind und nur wenigen Urhebern zugute kommen.
Reformbewegungen waren schon immer schmerzhaft für die Nutznießer des
alten Systems - tja, damit muß man leben. Aber die ehrenrührigen
Unterstellungen von Diebstahl und Raub sind einfach nicht zutreffend.
Das Schaffen eines Systems, wo die Verwertungsgeselslchaften nicht
mehr diskriminierend auf Künstler wirken, die am System der
Verwertungsgesellschaften nicht teilnehmen wollen, das Schaffen eines
Systems, wo die moderne Technik für den Nutzer tatsächlich nutzbar
ist, ohne sich mit Beschränkungen rumzuplagen, die der tatsächlich
illegale Nutzer nicht hat, das Schaffen eines Systems, wo der Nutzer
nicht permanent in seiner Mediennutzung überwacht wird - das wäre
doch eine Aufgabe. Aber wenn das Gefühl vorherrscht, man würde durch
"Verwertungsketten" abgezockt und würde bei solcherart Content
permanent über tatsächlichen Wert bezahlen, weil man
Nutzungsmöglichkeiten pauschal entlohnt, die man dann gar nicht
benutzen darf (zum Beispiel Leermedienabgaben als Kompensation für
Contentkopien in einem Markt, der gewohnheitsmäßig die Kopien des
Contents verbietet), dann wird man mit den Konsumenten irgendwann
zusammenrasseln, weil diese dann sich nehmen, was sie sowieso schon
bezahlen.
Nein, niemand will ihnen ihr sogenanntes "geistiges Eigentum"
stehlen. Dann sollten sie es aber auch wirklich in ihrem Kopf lassen,
wo es sicher ist. Im Endeffekt sind Sie jetzt Nutznießer einer
juristischen Fiktion, die an der Realität scheitert - und deswegen
rejustiert werden muß. Und genau das wird auch passieren. Die letzten
Körbe des Urheberrechtes haben Ihnen keine Vorteile gebracht, sondern
nur die Position von urhebern und Konssumenten gegenüber den
Verwertern geschwächt. Der "Schutz technischer Maßnahmen" ist eine
rechtspolitische Katastrophe, weil dort die juristische Definition
komplett von der realen Welt abgeschnitten ist und die damit
verbundenen Auflagen (Willenserklärung aks Kennzeichnungspflicht)
nicht mal eingehalten werden, was Abmahnbetrüger aber nicht davon
enthält, diese Rechtsdefinition auszunutzen. Das urheberrecht
entfernt sich immer mehr vom Allgemeinkonsens in Richtung auf
amerikanisiertes Copyright (Kopierrecht!), was im Endeffekt Sie als
Urheber mehr schädigen wird als alles, was Piraten fordern - denn im
amerikanischen Copyright gibt es keine unveräußerlichen Rechte der
Urheber. Was das bedeutet können Sie schön im Belletristikbereich
sehen, wie neue Vertriebstechniken tatsächlich zu einer Enteignung
der Urheber durch die Verwerter führen. Eine Trennung von abstraktem
Urheber- und konkretem Verwertungsrecht, was Ihre Rechte tatsächlich
stärken würde - daran scheinen Sie ja nicht interessiert...
Die zitierte Passage findet sich in der Bundestagsdrucksache 4/270 "Entwurf eines Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (Urheberrechtsgesetz)" vom 23. März 1962 auf Seite 63:
simon.rupf.net/wp-content/uplo…
Dazu noch ein paar Quellen:
fromm-nordemann.de/materialien…
urheberrecht.org/law/normen/ur…